Schöner wohnen

Schon immer habe ich von einem Eigenheim wie diesem geträumt. Es ist viel geräumiger, als mein vorheriges Häuschen und wirkt auch deutlich robuster. Hier gibt es weder Löcher noch Risse in den Wänden, durch die an kalten Abenden die salzige Meeresluft zieht. Sogar das lästige Geschrei der Möwen dringt nur gedämpft zu mir hervor und ich kann unbekümmert ausschlafen, weil ich weiß, dass mich niemand behelligen wird.
Wasser und Sand haben lange fortgespült, was von dem Vorbesitzer noch verblieben war. Alles glänzt frisch – Erstbezug nach Renovierung. Auch die kleine Wulst am Außenrand gefällt mir sehr gut. Sie ist wie ein Vordach, das mir Schatten spendet, während ich in der Nachmittagssonne hinausluge und die anderen beobachte. Ich bin mir sicher, dass an der ganzen Küste niemand so schön wohnt wie ich.
Manchmal, wenn niemand zusieht, drehe ich mein Häuschen absichtlich auf den Kopf. Die Spitze versinkt dann ein wenig im Sand und der Eingang wird von der Sonne beschienen. Das ist der schönste Anblick überhaupt, denn das Sonnenlicht verfängt sich im Inneren. Es wird von den Perlmuttwänden spiralförmig bis in den hintersten Winkel reflektiert und schillert in den wunderbarsten Farben. In diesen Momenten weiß ich, dass ich der glücklichste Einsiedlerkrebs der Welt sein muss.

Kurzgeschichte von Nicole