Leseprobe 2 von Der Weihnachtsballs des Earls
Kapitel 3 – Louis
Louis’ Stimmung stieg, als er den mit Schnee bedeckten Weg entlangging. Riesige, weiß angezuckerte Bäume links und rechts von ihm verwehrten ihm den Blick auf den Landsitz der Familie. Dann machte der Weg eine Biegung, und Louis hielt an.
Vor sich hatte er eine freie Fläche und einen atemberaubenden Blick. Eine weite, nun unter Schnee versteckte Rasenfläche verlief leicht abschüssig bis zu einem zweistöckigen Gebäude. Die strenge Fassade des Haupthauses wurde von Erkern aufgelockert und von Türmen gekrönt. Rechts schloss sich ein Nebengebäude von fast gleicher Breite wie das Haupthaus an. Eine niedrige Steinmauer und Büsche trennten den Küchengarten von der Rasenfläche ab.
Sein Herz klopfte schneller, als er sich in Bewegung setzte. Anscheinend traf gerade Besuch ein. Aus einer Kutsche wurden
schwere Reisekoffer gewuchtet. Das Personal arbeitete schnell und konzentriert. Dennoch erschien eine rundliche Person im dunklen Anzug an der Tür und drängte auf Eile.
Abrupt hielt Louis an, als er den Mann erkannte, der Befehle brüllte. Sein Onkel war vor ihm eingetroffen. Bestimmt hatte er Lady Winfield bereits seine Version der Geschichte erzählt.
Eilig zog sich Louis zur Baumlinie zurück. Er würde an Mr DeVrer nicht vorbeikommen, ohne sich in Gefahr zu bringen. Die Anstrengungen der letzten Tage und die Aufregungen der Wochen davor forderten ihren Tribut. Hoffnungslosigkeit machte sich in ihm breit, die er nicht mit seiner üblichen positiven Einstellung verdrängen konnte.
Seine Gedanken rasten. Er musste sich einen Schlachtplan zurechtlegen. Eine Idee formte sich bereits in seinem Kopf. Zuerst musste er sich um eine Unterkunft kümmern. Der Pub im Dorf würde ihm fürs Erste reichen. Dann würde er einen Brief an seine Großmutter verfassen. Es stand zu befürchten, dass Mr DeVrer sämtliche eingehende Korrespondenz überwachte. Louis würde in Anlehnung seines zweiten Vornamens Edward mit Edna unterschreiben. Zum Glück kannte Lady Winfield seine Handschrift von früheren Briefen. Jedes Wort wollte gut überlegt sein, mit dem er seine Großmutter über die Geschehnisse in London unterrichtete.
Wenn sein Onkel tatsächlich hinter dem Überfall steckte, dann waren Louis’ Dokumente längst vernichtet. Lady Winfield wusste vielleicht eine Möglichkeit, um Louis’ Geschichte dennoch zu beweisen. Möglicherweise würde Louis doch noch an den Titel gelangen, der ihm von Rechts wegen zustand.
Leseprobe 2 von Der Weihnachtsballs des Earls